Ausgangslage und Herausforderungen

Die Region Köln/Bonn steht aktuell und in Zukunft vor enormen Transformationsaufgaben. Dabei müssen sowohl räumlich- infrastrukturelle und wirtschaftsstrukturelle Umbauaufgaben als auch sich zuspitzende Raumkonflikte gelöst werden.

Der Klimawandel erfordert mehr Anstrengungen für den Klimaschutz und den Umbau der Raumstrukturen gleichermaßen. Mehr Klimaschutz bedeutet in erster Linie, den Ausbau erneuerbarer Energien zu forcieren, aber auch eine klimaverträgliche Umgestaltung der Mobilität und der (industriellen) Produktion. Für die Region Köln/Bonn ergeben sich hieraus vielfältige Nutzungskonflikte, da beispielsweise der Ausbau der erneuerbaren Energien oder des öffentlichen Verkehrs mit dem Schutz der Freiraumsysteme kollidiert.

Die Anpassung an die unvermeidbaren Folgen des Klimawandels betreffen nahezu alle Lebens- und Politikbereiche. Es gilt, resiliente Siedlungs- und Infrastrukturen zu schaffen, die besser auf die schleichenden Veränderungen und auf eine Zunahme von Extremereignissen im Zuge des Klimawandels ausgerichtet sind. Der Umbau und die Weiterentwicklung bestehender Siedlungs- und Wirtschaftsflächen gehören dabei zu den größten Herausforderungen. Zugleich stehen der Ausbau und die Aufwertung der blau-grünen Infrastruktur im städtischen und regionalen Maßstab im Vordergrund, um deren Ausgleichsfunktion zu stärken. Hier werden Lösungen gesucht, welche die erforderlichen Klimaanpassungsmaßnahmen in Einklang bringen mit der notwendigen Nachverdichtung des Siedlungsbestands und den damit verbundenen höheren Baudichten.

Anpassungsleistungen werden zudem in der Land- und Forstwirtschaft erforderlich, etwa im Rahmen eines klimagerechten Waldumbaus. Die Wasserversorgung vieler Gemeinden hängt zudem von der zukünftigen Funktionsfähigkeit der entsprechenden Talsperren im Bergischen RheinLand ab, das als wichtiges Trinkwasserreservoir der Region gilt.

Die Mobilitäts-, Energie- und Ressourcenwende verschärfen die Dynamik der räumlichen Umbauaufgaben, insbesondere vor dem Hintergrund der vielfältigen aktuellen Krisen. Diese Transformationsprozesse, die auch mit einer zunehmenden Digitalisierung verbunden sind, eröffnen Chancen für neue, multifunktionale Flächennutzungen und innovative Wirtschaftskreisläufe und erhöhen gleichzeitig die Anforderungen an eine zukunftsfähige Ausgestaltung der Siedlungs- und Infrastrukturen. In der Region Köln/Bonn ergeben sich durch die notwendige Nachnutzung großräumiger Areale, die Konversion großer Strukturen wie die zukünftig nicht mehr beanspruchten Braunkohlekraftwerke, aber auch durch einen kleinteiligen Umbau von Beständen vielfältige Anknüpfungspunkte. Für eine Neuinanspruchnahme von Flächen braucht es kluge Konzepte, die diesen Anforderungen gerecht werden.

Die Mobilitätswende spielt sich zudem vor dem Hintergrund steigender Transitverkehre, starker innerregionaler Pendlerverflechtungen und einem über Jahrzehnte aufgebauten Sanierungsstau ab. Somit sind die Belastungsgrenzen der regionalen Verkehrsinfrastruktur in der Region erreicht und die grundsätzliche Mobilitätsfähigkeit der Menschen in der Region an vielen Stellen gefährdet.

Insbesondere entlang der Rheinschiene zwischen Leverkusen, Köln und der Bundesstadt Bonn wird es zunehmend schwieriger, Flächen für Wohnen und Gewerbe/Industrie zu finden. Die Flächenknappheit in der Region macht sich nicht nur beim Bedarf an Wirtschaftsflächen bemerkbar, sondern auch im Bereich der Wohnraumversorgung. Eine sozialverträgliche, der demografischen Entwicklung Rechnung tragende Wohnraumversorgung und die bedarfsgerechte Bereitstellung sowie profilierte Entwicklung von Wirtschaftsflächen im interkommunalen Verbund gehören daher zu den wesentlichen Entwicklungsaufgaben. Hinzu kommen Umbrüche in den Wohnpräferenzen im Zuge der Corona-Pandemie, die möglicherweise zu nachhaltig veränderten Bedarfen in Bezug auf die Wohn- und Wohnumfeldsituation und Wechselbeziehungen zwischen Standorten und Teilräumen der Region führen werden.

An die Landschaftsräume der Region, unter anderem im rechtsrheinischen Bergischen RheinLand, werden vielfältige, stetig steigende Anforderungen gestellt. Als „Alleskönner“ tragen sie ökologische und klimatische Funktionen, dienen der Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln und Trinkwasser, sind zunehmend Träger der Energiewende und gewinnen in der dicht besiedelten Region als Naherholungsräume weiter an Bedeutung. Zugleich erfordern die spürbaren Folgen des Klimawandels einen nachhaltigen Umbau der regionalen und urbanen Freiräume im Sinne der Klimawandelvorsorge. Eine besondere Bedeutung kommt dabei den regionalen Gewässersystemen zu, deren ökologische Leistungen und Retentionsfunktionen zunehmend in den Fokus rücken.

Nicht zuletzt steht das Rheinische Revier durch den Ausstieg aus der Braunkohleförderung bis 2030 vor einem umfassenden, stark beschleunigten Strukturwandelprozess, der neue Siedlungs- und Infrastrukturen wie auch neue Landschaften hervorbringen wird und mit einem tiefgreifenden Umbau des Energiesystems einhergeht. Die Planungen zur IBTA, der Internationalen Bau- und Technologieausstellung für das Rheinische Revier stellen einen Meilenstein für diesen grundlegenden Transformationsprozess dar.

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