Programmlinie | Energiewende verantwortungsbewusst und zukunftsfähig gestalten
HINTERGRUND
Die nachhaltige Transformation des Energiesystems mit seinen Infrastrukturen ist eine der zentralen Aufgaben der Region Köln/Bonn für die nächsten Jahre und Jahrzehnte. Geregelt durch das Kohleausstiegsgesetz soll spätestens im Jahr 2038 keine Stromgewinnung mehr aus Braun- oder Steinkohle in Deutschland stattfinden. Das Land Nordrhein-Westfalen geht ambitioniert voran und zieht den Braunkohleausstieg bis 2030 vor. Für die Region Köln/Bonn - mit dem Rheinischen Revier als geographisch energiereiche Region - als historisch gewachsener Standort energieintensiver (Groß-)Industrien gehen damit eine zugleich hohe Verantwortung und tiefgreifende Transformationsanforderungen und -bedarfe einher. Mit einer beschleunigten Transformation des Energiesystems wird die Region Köln/Bonn zur Erreichung der Klimaziele auf Landes- und Bundesebene sowie zu den Zielen des Pariser Klimaabkommens maßgeblich beitragen. Insofern ist es eine strukturpolitische Aufgabe von Bund und Land, den erforderlichen zukunftsfähigen und beschleunigten Umbau der regionalen Energieinfrastrukturen zu unterstützen.
Die Region ist bereits auf einem guten Weg. Der Ausbau der Erneuerbaren Energien, die Dekarbonisierung der Wärmebereitstellung, der Aufbau dezentraler Infrastrukturen sowie Energieeinsparung werden vorangetrieben. Zahlreiche kommunale Gebietskörperschaften und Akteur*innen der Region, wie Unternehmen und Energieversorger, haben Klimaschutzziele, die mit Strategien und Maßnahmenplänen hinterlegt sind und realisieren bereits konkrete Transformationsprojekte. Auch überregionale Infrastruktursysteme, wie neue Netze zur Verteilung von grünem Wasserstoff, nehmen Konturen an – der Ausbau der Speicherkapazitäten für grüne Energieträger wie Strom und Wasserstoff muss hingegen stärker vorangetrieben werden.
Als Agglomerationsraum und traditionelle Energieregion mit dem Rheinischen Revier und energieintensiver Industrie in allen Teilräumen hat die Region einen hohen Transformationsbedarf, birgt zugleich jedoch auch einen großen Erfahrungsschatz und Innovationspotenzial. Insbesondere in Forschung und Industrie nimmt sie bereits eine Vorreiterrolle ein und zeigt Chancen sowie konkrete Handlungsansätze innovativer Energieerzeugung, smarter Energienutzung und Bereitschaft zur Transformation auf.
Positiv und zugleich herausfordernd ist die Tatsache, dass die Energiewende zwar auf der Ebene von Politik und Verwaltung in Zielen festgelegt werden kann, der Umbau aber letztlich von der ganzen Gesellschaft getragen werden muss. Hierfür hat die Region starke Akteur*innen, die gemeinsam eine versorgungssichere und emissionsarme Energiezukunft kooperativ gestalten können, dies schließt die Beteiligung der Bürger*innen ein.
Es gibt jedoch viele Herausforderungen für diesen Wandel, der insbesondere auch durch Weichenstellungen der Kommunen beeinflusst werden kann. Um diesen Pfad zu gehen, gilt es das Thema Energie in Zukunft neu zu denken – zunehmend dezentral, interkommunal und effizienter. Das bedeutet auch eine umfassende Einbeziehung und einen grundlegenden Wandel aller Sektoren, in der Strom- und Wärmebereitstellung, den Industrieprozessen sowie der Mobilität.
Die anzugehenden Handlungen sind dabei nicht nur technischer Art, die zentral gesteuert werden. Ebenso sind Anstrengungen gefragt, die neben dezentralen technischen Lösungen zur Produktion von Strom und Wärme auch ein verändertes Nutzungsverhalten einschließen, welches zur Energieeinsparung beiträgt und Energiebedarfe senkt.
Die Energietransformation hat drei Hauptpfeiler: (1) Die Stromwende mit der konsequenten Hebung von Effizienzpotenzialen und einem vollständigen Wechsel hin zu einer erneuerbaren Stromproduktion. (2) Die Wärmewende, die zu einer Dekarbonisierung der Wärmebereitstellung führen muss. (3) Die resiliente Energieversorgung, welche eines Um- und Neubaus der Infrastrukturen bedarf.
Die Inanspruchnahme von Flächen für die Energiebereitstellung ist unabdingbar. Die Region hat jetzt die Chance bei der Flächenverteilung und -nutzung die weiteren Ansprüche an den Raum zu berücksichtigen und Multicodierungen und Synergien zu fördern.
Gerade die Wärmewende hat einen noch verstärkten dezentralen Charakter, es gibt kein verknüpftes Wärmenetz, sodass (Ab)Wärmequellen und Effizienzpotenziale regional erschlossen werden müssen. Gerade hier braucht es klare Ausbaupfade basierend auf effizienten kommunalen Wärmeplänen, die im engen interkommunalen Austausch gestaltet werden können.
Ziel ist es, in der Region Synergien zu schaffen, kooperatives Handeln zu befördern und die Reduzierung von klimaschädlichen Emissionen durch effiziente, erneuerbare und nachhaltige Energielösungen sicherzustellen. Mit der neuen Programmlinie soll ein positives Zukunftsbild geschaffen werden für eine energiesichere, aber gleichzeitig emissionsarme Region. Die Perspektive für 2040+ ist eine treibhausgasneutrale, mit erneuerbar bereitgestellter Energie sicher versorgte Region.
STRATEGISCHE ZIELE
- Die Energieversorgung der Region wird klimaneutral und trägt somit zum Ziel der Klimaneutralität des Landes Nordrhein-Westfalen und des Bundes bei
- Die Region sorgt gemeinsam mit Land und Bund für die beschleunigte Transformation der regionalen Energiesysteme und eine An- und Einbindung der Region Köln/Bonn an übergeordnete (Netz)Infrastrukturen
- Energie neu denken und nachhaltige Energietransformation in der Region umsetzen, d.h. in der Strom- und Wärmebereitstellung, den Industrieprozessen sowie den für die Mobilität eingesetzten Ressourcen
- Um- und Neubau der Energieinfrastrukturen, um eine resiliente Energieversorgungsstruktur regional zu ermöglichen
- Synergien schaffen und Energiewende kooperativ gestalten
KERNAUFGABEN
- Potenziale aller verfügbaren erneuerbarer Energien erkennen und Ausbau regional mitgestalten, dabei Lösungen für Flächenkonkurrenzen finden
- Erneuerung und Ausbau der Energieinfrastrukturen aktiv kommunal (mit)steuern, dabei Baumaßnahmen klimaresilient gestalten und klug bündeln
- Intelligenter Einsatz neuer Energiequellen nach Bedarfsprioritäten sowie Optionen für dezentrale Ansätze ermöglichen
- Energieeffizienzmaßnahmen prioritär umsetzen und das Prinzip „Weniger ist Mehr“ erlebbar machen und dadurch den Energieverbrauch senken.
- Sektorenkopplung vorantreiben, d.h. Verzahnung von Strom, Wärme und Mobilität, Power-to-X ermöglichen
- Regionales und interkommunales Transformationspotenzial stärken & interkommunale Energieprojekte umsetzen
- Klimaschutzkooperationen und Beteiligung (der Kommunen, Bevölkerung, KMUs, Industrie) bei der Energiewende befördern
- Anschlussfähigkeit regionaler und kommunaler Aktivitäten an die Landesinitiativen und Programme herstellen
- Ausgeprägten Standortvorteil durch Energiewirtschaft und Forschungsinstitutionen nutzen, sowie verstärkt für die Energie-, Wärme- und Ressourcenwende ausbilden, in enger Kooperation von Hochschulen, Kommunen, Industrie und Handwerk, um Transformation zu ermöglichen
ZUKUNFTSPROJEKTE
ANSCHLUSSFÄHIGKEIT AN EU, BUND UND LAND
- Der Europäische Green Deal mit seinen Initiativen, wie die zur „Sauberen, erschwinglichen und sicheren Energie“ und Fit for 55 für eine moderne, ressourceneffiziente und wettbewerbsfähige Wirtschaft
- Das Klimaschutzgesetz des Bundes mit den gestaffelten Zielen der Emissionsminderung in der Energiewirtschaft mit dem Ziel der Treibhausgasneutralität bis 2045 und das entsprechende Klimaschutzprogramm sowie der Wasserstoffstrategie und Kraftwerksstrategie
- Das Erneuerbare-Energien-Gesetz mit dem Ziel von mindestens 80 % des deutschen Bruttostromverbrauchs aus Erzeugung von erneuerbaren Energien bis 2030
- Klimaschutzgesetz und Klimaschutzpaket des Landes Nordrhein-Westfalen (NRW) mit den definierten Klimaschutzzielen: bis 2030 sollen im Vergleich 1990 die CO2-Emissionen um 65 % sinken, bis 2040 um 88% und Treibhausgasneutralität bis 2045
- Zukunftsvertrag für NRW mit den Zielen, die erste klimaneutrale Industrieregion Europa zu werden, der Erreichung von Energiesouveränität und der Sicherung einer bezahlbaren Energieversorgung durch den stark beschleunigten Ausbau Erneuerbarer Energien
- Neue Bund-Länder-Städtebauförderung: Aspekte der Klimaanpassung und des Klimaschutzes sind nachweislich zu berücksichtigen
- Innovationsstrategie des Landes NRW – Entwicklung Nordrhein-Westfalens „zum innovativsten, modernsten, klima- und umweltfreundlichsten Industriestandort Europas“ und der Fortschreibung der Energieversorgungsstrategie
- www.wirtschaft.nrw/buergerenergiegesetz-nrw
WECHSELWIRKUNGEN ZU ANDEREN PROGRAMMLINIEN
- Die Nutzungskonkurrenzen um die regionalen Freiräume und Landschaften betreffen direkt mehrere Aspekte des Agglomerationsprogramms, die sich vor allem in folgenden Programmlinien abbilden:
- Siedlungen nachhaltig und ressourcenschonend entwickeln, Flächen sparen
- Siedlungsstrukturen an die Klimawandelfolgen anpassen
- Regionale grün-blaue Infrastrukturen aufbauen, vernetzen und betreiben
- Ressourcen der Region nachhaltig und zukunftsorientiert nutzen
- Wirtschaftsflächen nachhaltig entwickeln und Innovationen fördern
- Die effiziente und verträgliche Nutzung von Ressourcen sind zentral für die Umfänglichkeit der Energiewende
- Der Klimaschutz steht bei der Energietransformation im Fokus und hat direkte Wechselwirkungen zu Maßnahmen der Klimafolgenanpassung.
- Die Mobilitätswende kann als Schwester der Energiewende gesehen werden und in gleichem Maße ist es hier wichtig, konsequent neue Wege mittels treibhausgasneutraler Technologien, aber auch veränderten Mobilitätsmustern zu gehen.
- Innovation ist ein Schlüsselelement bei der Umsetzung der Energietransformation, weshalb es viele Parallelitäten und gemeinsam gestaltbare Kernaufgaben gibt.