Programmlinie | Wirtschaftsflächen nachhaltig entwickeln
HINTERGRUND
Die Region Köln/Bonn zeichnet sich durch große, historisch gewachsene und bis heute zum Teil (inter-)national bedeutsame Gewerbe- und Industrieareale entlang der Rheinschiene aus. Eine Vielzahl von „Hidden Champions“ sind im Bergischen RheinLand vertreten. Im Rheinischen Revier ist neben der Energie- und Landwirtschaft/Agrobusiness traditionell (über)regional bedeutende engergieintensive Industrie angesiedelt, zum Beispiel im Bereich Aluminium, Chemie und Papier. Aktuell werden hier die Voraussetzung für einen zukunftsfähigen Umbau und damit Sicherung des Bestands und eine ergänzende Neuausrichtung der gewerblichen Nutzungen geschaffen. In den eher ländlich geprägten links- und rechtsrheinischen Teilräumen sorgen tradierte, dezentrale Wirtschaftsstrukturen für Stabilität. Daraus ergibt sich eine besondere Bandbreite an hervorragenden Lage- und Standortbedingungen in der Region zur Ansiedlung oder Weiterentwicklung von Unternehmen unterschiedlichster Größenordnungen und Branchen. Auch der Tourismus trägt mit seinen Potenzialen (unter anderem Städte, Rheinniederung, Wälder und Naturparke) maßgeblich zur regionalen Wirtschaftsleistung bei.
Allerdings stehen diesen Potenzialen vielfältige Restriktionen für eine weitere Wirtschaftsflächenentwicklung gegenüber. Der Nachfrage nach Flächen für Gewerbe und Industrie kann deshalb nur bedingt entsprochen werden. Um der Flächenknappheit entgegenzuwirken, muss in erster Linie die Flächenproduktivität in bestehenden Gewerbe- und Industrieflächen und bei Neuerschließungen erhöht werden. Zudem bieten sich interkommunale Kooperationsmodelle an, um die unterschiedlichen „Talente“ der Teilräume hinsichtlich der Flächenverfügbarkeit und der infrastrukturellen Ausstattung gemeinsam besser nutzen zu können. Im Zuge des Umbaus der Energiesysteme benötigen die Kraftwerksstandorte im Rheinischen Revier, die auch überregional gut in Netze eingebunden sind, perspektivisch neue Nutzungen. Ziel ist es, die Standortgunst der Region zu sichern sowie Entwicklungsperspektiven für Gewerbe und Industrie in allen Teilräumen der Region zu schaffen.
Es müssen regionale Anstrengungen unternommen werden, um die Wirtschafsstrukturen und -akteur*innen darin zu unterstützen, die anstehenden Transformationsprozesse – Stichworte sind hier Digitalisierung und Industrie 4.0, CO2-neutrale Produktion und Energiewende – zu meistern und zukunftsweisende Technologiefelder in der Region zu verankern. Dabei helfen die vielfältigen Infrastrukturen des Wissenstransfers, wie Hochschulen, Forschungsstandorte sowie Technologie- und Gründerzentren.
Das Arbeitsfeld Kompetenz- und wissensbasierte Struktur- und Regionalentwicklung (KWSR) des Region Köln/Bonn e.V. verfolgt das Ziel, die regionalen Akteur*innen aus Wissenschaft, Forschung, Wirtschaft und Verwaltung für die vielfältig verfügbaren Kompetenzen und Wissensressourcen zu sensibilisieren, Synergien zu schaffen, Arbeitsteilung und Kooperation zu befördern und branchen- bzw. Disziplinen übergreifenden Know-how-Transfer anzuregen. Dazu wurden regional bedeutsame Innovationshandlungsfelder und Entwicklungslinien identifiziert: Wasserstoff/Energie, Bioökonomie/Ressourcen, Biotechnologie/Gesundheit, Mobilität/ Logistik/Automotive, Material/Werkstoffe, KI/Robotik/IKT, Klimavorsorge/Umweltwirtschaft, Digitalisierung/Innovation.
Im Zuge der Corona-Pandemie wurden neue Arbeitsmodelle wie mobiles Arbeiten, Homeoffice oder Co-Working erprobt und in den Arbeitsalltag vieler Menschen erfolgreich integriert. Zukünftige Arbeitswelten können auf diesen Erfahrungen aufbauen. Dies gilt gleichermaßen für die Förderung der urbanen Produktion, die dazu beitragen kann, die Innenstadtlagen wiederzubeleben und kleinteilige Produktion in die Städte zurückzubringen.
„Wir wollen die Region als internationalen Wirtschaftsstandort sowie die einzelnen Wirtschaftsprofile und Kernbereiche stärken.“
Regionaler Arbeitskreis Bonn/Rhein-Sieg/Ahrweiler (:rak)
STRATEGISCHE ZIELE
- Sicherung der Standortgunst der Region und Schaffung von Entwicklungsperspektiven für Gewerbe und Industrie in allen Teilräumen
- Regional abgestimmte, interkommunale und profilierte Wirtschaftsflächenentwicklung als Beitrag zur Sicherung des Bestands und zur Beförderung der wirtschaftsstrukturellen Transformation
- Forcierung einer integrierten Standort- und Infrastrukturentwicklung
- Ausbau der regionalen Wirtschaftskraft und Verankerung von zukunftsweisenden Technologiefeldern in der Region, unter anderem durch Vernetzung und Kooperationen
- Unterstützung neuer Formen des Arbeitens und der (urbanen) Produktion
KERNAUFGABEN
- Bestehende Gewerbe- und Industrieflächen sichern, modernisieren und nachhaltig weiterentwickeln; Entwicklungsperspektiven für ansässige Unternehmen eröffnen (Optimierung im Bestand, Standort(teil-)verlagerung, Erreichbarkeit und Anbindung)
- Flächenproduktivität in bestehenden Gewerbe- und Industrieflächen wie auch bei Neuerschließungen erhöhen; Potenziale für Nachverdichtung und „Stapeln“ von Nutzungen ausloten
- Notwendige Neuinanspruchnahme von Flächen für gewerblich-industrielle Nutzung raum- und umweltverträglich umsetzen; Entwicklung neuer Industrie- und Gewerbeflächen möglichst interkommunal ausrichten und profilieren; regional bedeutsame Transformationsflächen im Rheinischen Revier bereitstellen und zukunftsweisend entwickeln (interkommunale Wirtschaftsflächenentwicklung)
- Mit dem Rhein „exzellent wirtschaften“: spezifische Potenziale des Rheins langfristig nutzen (rheinaffine Industrien und Gewerbe, industrie- und wissensbasierte Wirtschaft, Tourismus, Rheincharta 2.0)
- Regionale Wirtschaftsstrukturen auf anstehende Transformationsprozesse, insbesondere im Zuge der Digitalisierung und der Industrie 4.0, vorbereiten und dabei unterstützen
- Innovative Technologien wie die Wasserstofftechnologie erproben und in die Wirtschaftskreisläufe der Region einbetten
- Kompetenznetzwerke schaffen: Technologie- und Wissenstransfer befördern; fachübergreifende Kooperationen anstoßen; Cross-Cluster-Ansätze auf den Weg bringen; Wertschöpfungsstufen eng verzahnen
- Zusammenarbeit und Wissenstransfer zwischen Unternehmen und Forschungseinrichtungen intensivieren und eine Vernetzung mit überregionalen Akteur*innen gezielt fördern
- Potenziale für die urbane Produktion, vor allem in den urbanen Zentren und verdichteten Quartieren, identifizieren; Initiativen gezielt unterstützen
- Infrastrukturen für mobiles Arbeiten unterstützen und angepasst an die spezifischen Rahmenbedingungen in den Teilräumen der Region ausgestalten (Co-Working)
- Nachhaltigen Tourismus in der Region und das Zusammenspiel der unterschiedlichen Tourismusakteur*innen befördern
- Unternehmen in der Region im Binnen- und Regionalmarketing unterstützen und vernetzen
- Ressourcen- und klimaschützenden Umbau der regionalen Wirtschaft befördern
KARTE ZUR PROGRAMMLINIE 7
Erläuterung
Die „Such-“ und „regionalen Entwicklungsräume“ sowie die Bereiche für interkommunale Flächenentwicklungen zeigen Schwerpunkträume für die endogene Entwicklung von Industrie und Gewerbe in allen Teilräumen auf, ohne jeweils standortkonkrete Aussagen zu treffen. Es wird davon ausgegangen, dass zwar noch größere Flächenpotenziale in den Bestandsgebieten vorhanden sind, aber dass dennoch neue Flächenerschließungen erforderlich werden, um den Bedarf zu decken. Der beschlossene Ausstieg aus dem Braunkohleabbau und deren Verstromung im Rheinischen Revier bis 2030 führt zu einem tiefgreifenden regionalen Strukturwandel. Um die wirtschaftsstrukturelle Transformation zu bewältigen und für bestehende und neue Unternehmen Entwicklungsperspektiven zu schaffen, braucht es hier neben dem Fokus auf den Bestand und die Konversionspotenziale wenige, dafür größerformatige Transformationsflächen, die profiliert und zukunftsweisend interkommunal entwickelt werden können.
REALISIERTE PROJEKTE PROGRAMMLINIE 7
ZUKUNFTSPROJEKTE PROGRAMMLINIE 7
ANSCHLUSSFÄHIGKEIT AN EU, BUND UND LAND
- Zukunftsvertrag für NRW – Schaffung eines „Bündnisses für Transformation“ zur Stärkung der Innovations-, Investitions- und Wettbewerbsfähigkeit
- Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie – Herstellung eines unabhängigen und leistungsfähigen Wissenschaftssystems und dabei Etablierung einer offenen Innovationskultur. Ermöglichung eines offenen Transfers von Ideen und Wissen in der Wirtschaft und Gesellschaft sowie Herstellung der Kommunikation zwischen Forschung und Wirtschaft, da diese Ansätze für neue Prozesse, Produkte oder Dienstleistungen liefern
- Innovationsstrategie des Landes NRW – Entwicklung Nordrhein-Westfalens „zum innovativsten, modernsten, klima- und umweltfreundlichsten Industriestandort Europas“
- Der Europäische Grüne Deal – Hervorbringen von neuen Technologien sowie nachhaltigen Lösungen und Innovationen. Um den Grünen Deal zu realisieren, müssen neue innovative Wertschöpfungsketten geschaffen werden
WECHSELWIRKUNGEN ZU ANDEREN PROGRAMMLINIEN
- Bei der Weiterentwicklung bestehender Gewerbegebiete können neue Formen der Innenverdichtung für Wirtschaftsflächen erprobt und damit ein Beitrag zum Flächensparen geleistet werden [PL 1]
- Die Zentren können durch urbane Produktion belebt werden [PL 2]
- Die Resilienz von Gewerbegebieten kann durch Anpassung an die Klimawandelfolgen gestärkt werden [PL 3]
- Die Neuerschließung von Gewerbegebieten führt potenziell zu Zielkonflikten mit dem Freiraumschutz [PL 4] und der Sicherung regionaler Ressourcen, beispielsweise Landwirtschaftsflächen [PL 5]. Zugleich leisten neue Geschäftsmodelle, zum Beispiel der zirkulären Wirtschaft und der notwendige Umbau hin zu CO2-neutralen/r Produktionsprozessen und Energieversorgung Potenziale für den Klima- und Ressourcenschutz [PL 5]
- Die Gewerbeflächenentwicklung soll mit integrierten Mobilitätskonzepten einhergehen [PL 6]