Programmlinie | Zentralität, Stabilität und Arbeitsteilung: Lebendige Zentren in der Region stärken und vernetzen

HINTERGRUND

Eine besondere Stärke der Region liegt in ihrem ausgeprägt polyzentrischen Siedlungsgefüge: Alle Teilräume besitzen starke Zentren, die die Versorgung der Bevölkerung gewährleisten und wirtschaftliche Kräfte bündeln. Sie sind unverzichtbare Orte des gesellschaftlichen Lebens und der regionalen Identifikation.

Die Zentren der Region sind vielfältig organsiert und profiliert – von der stark verdichteten Rheinschiene mit den metropolitanen Kernen Köln, Bonn und Düsseldorf über urbane Zentren, die das Angebot der metropolitanen Kerne ergänzen, bis hin zu eher ländlich geprägten Räumen mit starken Mittelzentren und dörflichen Strukturen.

Mit der polyzentrischen Struktur verbindet sich eine vielseitige und räumlich differenzierte Raum-, Wirtschafts- und Sozialstruktur sowie eine unterschiedliche demografische Entwicklung der einzelnen Teilräume. Im Gegensatz zur sehr dynamischen Bevölkerungsentwicklung entlang der Rheinschiene ist in den eher ländlich strukturierten Teilräumen eine eher stabile Entwicklung bis hin zu stellenweisen Bevölkerungsrückgängen zu erwarten.

Aufgrund der Corona-Pandemie beschleunigte sich der Strukturwandel in den Zentren und Ortsmitten: Einzelhandel, Gastronomie und vielfältige Dienstleistungsangebote wurden deutlich geschwächt. Zudem zeichnen sich mit der verstärkten Nutzung von Homeoffice und mobilem Arbeiten, aber auch durch die steigenden Miet- und Immobilienpreise in den Städten veränderte Wohnpräferenzen ab, deren mittel- und langfristig Auswirkungen auf die Funktionalität der Zentren und Ortsmitten und die Entwicklung der eher ländlich geprägten Standorte der Region generell zu beobachten sein werden.

Es ist Aufgabe der Region, das polyzentrische Netz mit seinen engen Verflechtungen zu erhalten und zu stabilisieren. Ziel ist es, die spezifischen Qualitäten und „Talente“ der Zentren und Ortsmitten im regionalen Gesamtgefüge zu stärken und weiter auszubauen. Dabei ist nicht nur der jeweilige Hauptort, sondern auch die funktionale wie räumliche Vernetzung mit den Ortsteilen in den Blick zu nehmen.

Der Ausgleich zwischen den unterschiedlichen Teilräumen, Zentren und Ortsmitten der Region soll damit hergestellt und so mehr Arbeitsteilung sowie Kooperationen mit regionalen Potenzialen erreicht werden. Die Umsetzung einer zukunftsfähigen Funktionsmischung von Versorgung und Handel, Arbeit, Wohnen sowie Freizeit in den Zentren trägt ebenfalls dazu bei, lebendige Zentren in der Region zu erhalten, zu stärken und zu schaffen.

 

„Ein Nebeneffekt einer ortsrandorientierten Stadt-/Gemeindeentwicklung sind längere Wege bzw. ein steigendes Verkehrsaufkommen. Die Orte im Bergischen RheinLand sollen stattdessen ‚Berliner‘ sein. Und dafür muss das Beste nach innen.“

REGIONALE 2025 Agentur GmbH

STRATEGISCHE ZIELE

  • Erhaltung und Stabilisierung des polyzentrischen Netzes mit engen Verflechtungen zwischen den zentralen Orten
  • Stärkung und Entwicklung der unterschiedlichen Qualitäten und „Talente“ der Zentren und Ortsmitten im regionalen Gesamtgefüge; Förderung von regionalem Ausgleich und regionaler Arbeitsteilung
  • Umsetzung einer zukunftsfähigen Funktionsmischung von Versorgung/Handel, Arbeiten, Wohnen und Freizeit in den Zentren und Ortsmitten

KERNAUFGABEN

  • Eine umfangreiche, qualitätsvolle Daseinsvorsorge bereitstellen; innovative Lösungen zur Sicherung bzw. Verbesserung der Daseinsvorsorge auch in eher ländlich geprägten Teilräumen, ggfs. arbeitsteilig und in interkommunaler Zusammenarbeit, umsetzen
  • Kooperation und Organisation der Arbeitsteilung im polyzentrischen Netz auf Augenhöhe fördern; funktionale Zusammenschlüsse von Kommunen in zentrenfernen Räumen zur Sicherung der Daseinsvorsorge unterstützen („Raumgemeinschaften“)
  • Citylagen, Stadt- und Ortsmitten stabilisieren, zukunftsfähig umbauen und beleben: Nutzungsmischung fokussieren; Nutzungskonzepte flexibel gestalten; ein lebendiges, identitätsstiftendes und familienfreundliches Lebensumfeld pflegen; generationsübergreifende Infrastrukturen stärken („Das Beste muss nach innen“)
  • Eine gute Erreichbarkeit und Anbindung der Zentren und Ortsmitten sicherstellen, vor allem in den eher ländlich geprägten Teilräumen (Umweltverbund bis in die Stadtteile/Dörfer erhalten und zukunftsfähig ausbauen; Zubringerstrukturen zu Mobilitätsachsen ausbauen)
  • Ortsbild und Baustil pflegen und als Identitätsanker weiterentwickeln; hohe baukulturelle Qualitäten sichern; die lokale Baukultur auch bei Modernisierung und Neubau berücksichtigen
  • Bürgerschaftliches Engagement partizipativ und koproduktiv Hand in Hand mit den Kommunen pflegen, entwickeln und verstetigen

KARTE PROGRAMMLINIE 2

Erläuterung
Bereits im Agglomerationskonzept wurde das Strukturschema zur polyzentrischen Entwicklung erarbeitet. Es bildete dort keine eigene Teilstrategie, sondern diente als Diskussionsbeitrag hinsichtlich der weiteren arbeitsteiligen Entwicklung der Region bei der Bewältigung der Wachstums- und räumlich-infrastrukturellen Umbauaufgaben. Es wurden unterschiedliche Kategorien von Standorten/Zentren unterschieden, ihre Vernetzung untereinander dargestellt und gleichzeitig Ideen zur weiteren Vertiefung interkommunaler Kooperationen entwickelt, zum Beispiel die „Raumgemeinschaften“. Der konzeptionelle Ansatz beabsichtigt nicht, das Zentrale-Orte-System infrage zu stellen.

Das Strukturschema visualisiert sehr anschaulich das enge Zusammenspiel der städtischen Zentren und den polyzentralen Charakter der Region. Um die Entwicklungsfähigkeit der Region mit ihren jeweils spezifische Stärken, Qualitäten und Funktionen aufweisenden Teilräumen und Standorten für die Zukunft zu sichern, soll die polyzentrische Struktur weiter gestärkt werden. Hierin besteht ein zentraler Entwicklungsansatz für die angestrebte „Region in Balance“ und einen auch künftig „guten Raumzustand“ in der Agglomeration.

REALISIERTE PROJEKTE PROGRAMMLINIE 2

DiAuras

Kattwinkelsche Fabrik, Wermelskirchen

Mit der Kattwinkelschen Fabrik wurde durch die Umnutzung des Industriedenkmals in ein lebendiges kulturelles und soziales Zentrum ein Beitrag zur funktionalen Stärkung und Bereicherung der Stadtmitte von Wermelskirchen geschaffen. Das kulturelle und soziale Zentrum ist dabei auch von regionaler Bedeutung. Das Kulturzentrum bietet Raum für Veranstaltungen und unterschiedliche Angebote im freizeitpädagogischen bzw. soziokulturellen Bereich, die sich an alle Altersgruppen richten.

Oberbergischer Kreis

Genossenschaftlich geführter Dorfladen Thier, Wipperfürth

Mit dem Dorfladen Thier wurde ein neuer Nahversorger für den Ortsteil Wipperfürth-Thier geschaffen, der von der Genossenschaft Dorfladen Thier eG betrieben wird. Die Genossenschaft wurde in einem umfangreichen Planungsprozess von interessierten Bürger*innen  gegründet. Ziel ist neben der Aufrechterhaltung der Nahversorgungsstruktur vor Ort auch ein professioneller Umgang mit qualitativ hochwertigen Lebensmitteln und anderen Waren des täglichen Bedarfs.

Oberbergischer Kreis

Dorfservice Oberberg, Oberbergischer Kreis

Der Oberbergische Kreis weist mit seinen 1.441 Dörfern und Weilern eine sehr kleinteilige ländlich-dörfliche Struktur auf, die einen großen Teil seiner Attraktivität ausmacht. Zugleich sind hiermit Fragen der Zukunftssicherung von Daseinsvorsorge und des dörflichen Gemeinschaftslebens verbunden, die die öffentliche Hand und die Bürgerschaft vor Ort adressieren. Um vor diesem Hintergrund die Dorfentwicklung zu fördern, wurde mit dem Dorfservice Oberberg vom Oberbergischen Kreis eine Anlauf- und Beratungsstelle für Dorfgemeinschaften im Kreis geschaffen.

ZUKUNFTSPROJEKTE PROGRAMMLINIE 2

ANSCHLUSSFÄHIGKEIT AN EU, BUND UND LAND

  • Städtebauförderprogramm „Lebendige Zentren“ – Förderung der aktiven Gestaltung der Stadt- und Ortskerne hinsichtlich aktueller Veränderungsprozesse; Stärkung der Innenstädte und Ausbau der Zentren als multifunktionale, identitätsstiftende Standorte
  • Zukunftsvertrag für NRW – Stärkung der Innenstädte als multifunktionale Orte für Handel, Dienstleistungen, Wohnen, Kultur, Bildung und Freizeit
  • Sofortprogramm Innenstädte und Zentren in NRW –
    Innenstädte als multifunktionale Orte neu gestalten und coronabedingte Missstände beheben; Schaffung von Innenstadtqualitäten (MHKBD NRW 2022: 1 f.)

WECHSELWIRKUNGEN ZU ANDEREN PROGRAMMLINIEN

  • Stabilisierung, zukunftsfähiger Umbau und Belebung von Citylagen, Stadt- und Ortsmitten setzen starke Impulse zur Entwicklung des Bestands; der Bedarf an Neuerschließungen wird abgeschwächt [PL 1]
  • Durch die Bereitstellung vielfältiger, bezahlbarer Wohnangebote in den Zentren, unter anderem durch Umgestaltung von Leerständen, können diese nachhaltig belebt werden [PL 1]
  • Die Erreichbarkeit und Anbindung der Zentren, auch und insbesondere in den ländlich geprägten Teilräumen, kann durch eine auf die Zentren fokussierte Mobilitätsstrategie gestärkt werden [PL 6]
  • Die Stärkung verträglicher urbaner Produktion kann zur Stabilisierung der Zentren beitragen [PL 7]
Seitenanfang